Berggottesdienst

am Horner Wasserturm mit Erzbischof em. Dr. Robert Zollitsch;
mitgestaltet von Kinderchor, Chor Höriluja und Musikverein Horn-Gundholzen;
Organisation Schwarzwaldverein

31.08.2014


Bericht im Südkurier Nr. 201/R - 01.09.2014:


Gaienhofen

Robert Zollitsch: Solidarität als Gegenwartsaufgabe

01.09.2014
von Georg Exner

Der Alt-Erzbischof feierte mit rund 600 Wanderfreunden einen Berggottesdienst. Vorher nahm er an einer Sternwanderung auf der Höri teil.




Auf der Wiese vor dem Horner Wasserturm scharten sich rund 600 Personen um den Altar, an dem Alt-Erzbischof Robert Zollitsch (M.) zu erkennen ist, flankiert von den Geistlichen Gebhard Reichert (l.) und Helmut Benkler. Der Mensch, so Zollitsch in seiner Predigt, sei „als Verwalter der Schöpfung bestellt, nicht um sie auszunützen und rücksichtslos auszubeuten, sondern um sie zu wahren und zu beschützen“.  Fotos: Exner

„Gemeinsam wandern und beten auf der Halbinsel Höri“ lautete das Motto einer Sternwanderung und eines anschließenden Berggottesdienstes, die den Schwarzwaldverein und den emeritierten Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, am Sonntagvormittag beim Wasserturm von Horn vereinten. Die große Wiese am Wasserturm, von der auch der Blick über die Insel Reichenau bis Konstanz reicht, war zum Gottesdienst von etwa 600 Wanderfreunden bevölkert.

Der Präsident des Schwarzwaldvereins, Georg Keller, begrüßte den Erzbischof herzlich und unter dem Beifall der Zuhörer. Sein Gruß galt auch dem Bundestagsabgeordneten Volker Kauder. Ein Berggottesdienst in freier Natur sei „ein bewegendes Ereignis nach einer schönen Wanderung“, erklärte der Präsident und fügte hinzu: „Dieser Tag gibt uns neue Kraft und neue Impulse für den Alltag.“

Der Mensch, mahnte der Erzbischof in seiner Predigt, sei „als Hüter und Pfleger der Schöpfung bestellt, die es mit allen Kräften und Mitteln zu bewahren gilt“. Dies sei „ein gewaltiger und höchst verantwortlicher Auftrag“, den Gott den Menschen bei Erschaffung der Welt gegeben habe. Der Mensch sei „als Verwalter der Schöpfung bestellt, nicht um sie auszunützen und rücksichtslos auszubeuten, sondern um sie zu wahren und zu beschützen“. Denn die Schöpfung „ist für alle Menschen da“.

In den Dank dafür, dass uns Gott in einer so herrlichen Schöpfung leben lasse, fuhr Zollitsch fort, müsse man auch den Dank dafür einbinden, dass es seit nahezu 70 Jahren keinen Krieg in Europa mehr gegeben habe. Dies sei nicht selbstverständlich, warnte Zollitsch, und wies auf Syrien und den Irak hin. Hier wandte sich der Erzbischof an den Bundestagsabgeordneten Volker Kauder und dankte ihm ausdrücklich für dessen Syrienreise und „dafür, dass Sie eintreten für diese Menschen, die in einer so furchtbaren Situation sind“. Es sei „eine Perversion von einem Glauben an Gott, wenn man meint, im Namen Gottes töten, Menschen abschlachten, Menschen zum Übertritt in eine bestimmte Religion zwingen zu können“. Hier gehe es um rein menschliche Machtgelüste, um brutale Macht, um rücksichtslose Durchsetzung eigener verrückter Vorstellungen.

So bleibe vielen dort nichts anderes übrig als zu fliehen, um das eigene Leben und wenigstens ein Minimum an Freiheit zu retten. Solchen Menschen zu helfen und sie aufzunehmen, betonte Zollitsch, sei ein Gebot christlicher Nächstenliebe und menschlicher Solidarität. Es sei „ein Gebot der Stunde, ein Teil unseres konkreten Einsatzes für Frieden und Freiheit in der Welt“. Dies sei zweifellos eine der größten Herausforderungen und eine der Hauptaufgaben der Gegenwart.
 
Der Berggottesdienst des Schwarzwaldvereins
 
Die Wanderung und der Gottesdienst: Bis von der Reichenau aus war das große Altarzelt samt dem meterhohen Birken-Kreuz auf der großen Wiese unterhalb des Horner Wasserturms zu erkennen, wo gestern der Berggottesdienst des Schwarzwaldvereins stattfand. Voraus ging eine Sternwanderung von drei Punkten der Höri aus, an der zahlreiche Mitglieder des Schwarzwaldvereins und sonstige Wanderfreunde teilnahmen. Unter ihnen sah man auch den 76 Jahre alten Alt-Erzbischof Robert Zollitsch, der von Moos aus acht Kilometer bis zum Wasserturm ohne größere Zeichen einer Erschöpfung zurücklegte. Er sei „sowieso ein begeisterter Wanderer“, erklärte er dem SÜDKURIER, und hoffe diesem Hobby im Ruhestand nun öfters nachkommen zu können.
 
Der Initiator: Der „gute Geist“ des Berggottesdienstes heißt Hans Loritz und stammt aus Wehr-Öflingen. Auf seine Initiative gehen die bisher drei Berggottesdienste des Schwarzwaldvereins zurück. Loritz kümmerte sich gemeinsam mit der Gemeinde Gaienhofen, der örtlichen Feuerwehr und dem DRK um alle organisatorischen Fragen und sprach auch ein Schlusswort am Ende des Gottesdienstes. Dabei dankte er Alt-Erzbischof Zollitsch für die Bereitschaft, den Gottesdienst zu feiern und überreichte ihm als Zeichen des Dankes „zur Stärkung“ einen Schinken. Ein besonderer Dank von Loritz galt dem Ortsgeistlichen Stefan Hutterer, der eigens für dieses Ereignis seinen Jahresurlaub unterbrochen hatte. Gaienhofens Bürgermeister Uwe Eisch schloss sich den Dankesworten an den Alt-Erzbischof an.
 
Musikalische Umrahmung: Zu erwähnen ist auch der musikalische Rahmen des Berggottesdienstes. Unter der Leitung von Uli Hart sangen und musizierten der Musikverein Horn-Gundholzen, der Kinderchor Horn sowie der Chor Höriluja. (ex)


   

weitere Fotos - ufu: 

  


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